Weiterbildung
Hier stellen wir Ihnen die neue WEITERBILDUNG der neuhland akademie vor.
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Hier finden Sie den Flyer der Weiterbildung.
Qualifizierung für die stationäre Jugendhilfe
Die Arbeit im Bereich der stationären Jugendhilfe ist außergewöhnlich interessant und zugleich sehr anspruchsvoll. Die vielseitigen Handlungsanforderungen an dieses Arbeitsfeld sind in den vergangenen Jahren zunehmend gestiegen. Auch die Arbeitsmarktsituation sowie der Berufseinstieg nach einem Studium in den psychosozialen Bereichen hat sich gravierend verändert.
Somit stehen sowohl die stationären Einrichtungen als auch die Berufseinsteiger*innen vor der Herausforderung, diesen veränderten Bedingungen entsprechend zu begegnen.
Zudem haben Einrichtungen der spezialisierten Jugendhilfe, wie z.B. die Therapeutischen Wohngemeinschaften oder Kriseneinrichtungen, besondere Anforderungen an die Arbeit mit den Klient*innen. Um diesen Ansprüchen sicher und qualifiziert begegnen zu können, wurde diese Weiterbildung entwickelt.
Ziel ist es, die Berufseinsteiger*innen für das Handlungsfeld der stationären Jugendhilfe zu qualifizieren. Es werden zentrale Kenntnisse und Erfahrungen vermittelt und die Teilnehmer*innen werden auf den beruflichen Alltag vorbereitet.
Alle Module stellen eine Einheit dar und bauen aufeinander auf. Sie können nur zusammen gebucht werden.
Zielgruppe:
-Sozialpädagog*innen, Erzieher*innen oder ähnliche Berufgruppen, die in der Beruf starten oder seit kurzem dabei sind. Eine Tätigkeit in der stationären Jugendhilfe sollte vorhanden sein oder angestrebt werden.
-Interessierte Psychosoziale Fachkräfte
Zertifikat:
Mit Abschluss des Kurses wird ein Zertifikat der neuhland Fortbildungsakademie erteilt.
Inhalt:
1. + 2. Modul: Grundlagen zu Beziehung und Bindung, Nähe und Distanz
Bindungsmuster und deren Störungsbilder, Sensibilisierung und Umsetzung von Nähe und Distanz
Bindung gehört zum grundlegenden Bedürfnis aller Menschen. Sie ist ein wesentliches Element, um in der professionellen Begleitung von Menschen Einfluss auf die Entwicklung der zu Betreuenden zu nehmen. In der Praxis unserer Arbeit haben wir es vielfach mit bindungsgestörten Klient*innen zu tun, die sich abweisend, aggressiv und widersprüchlich verhalten. Um den Jugendlichen neue Bindungserfahrungen zu ermöglichen, braucht es einen klaren Blick auf Beziehungsdynamiken und mögliche Verstrickungen. Wer gesunde Grenzen in der Übernahme von Verantwortung für sich und den Klienten findet, kann leichter auf Grenzüberschreitungen reagieren, Überforderungssituationen auflösen und angemessene Formen des Kontaktes schaffen. Der kluge Umgang mit schwierigen Situationen ist immer auch ein kluger Umgang mit sich selbst.
Am ersten Tag geht es entsprechend um eigene Stärken und Ressourcen des Selbstkontaktes und der Selbstregulation sowie um innere Überzeugungen, die Räume für Begegnung öffnen bzw. blockieren. Der zweite Tag beschäftigt sich mit schwierigen Alltagsituationen und dem Blick auf bindungsgestörte Klient*innen, um manipulative Beziehungsdynamiken zu erkennen und Nähe- und Distanzregulation zu üben.
Dozentin: Birgit Hinsching, Diplom Sozialpädagogin, Supervisorin (DGSv)
3. Modul: Trauma-Folgen und Auswirkungen auf die Beziehungsgestaltung
Vermittlung traumaspezifischer Kenntnisse, Umgang mit "schwierigen" Klient*innen
In den Einrichtungen der stationären Jugendhilfe werden wir immer wieder mit spezifischen Phänomenen konfrontiert, welche sich als Traumafolgen entwickelt haben. Der Umgang mit diesen „Störungen“ ist oftmals eine große Herausforderung: so erfordert der Aufbau einer stabilen Arbeitsbeziehung oder der Umgang mit starken Stimmungsschwankungen, Polarisierungen, Aggressivität oder selbstverletzendem Verhalten sowohl spezifisches Wissen und Verstehen als auch eine Trauma-sensible Handlungskompetenz.
Im Seminar geht es um beides: Zum einen um die Vermittlung traumaspezifischer Kenntnisse, z.B. zu peri- und posttraumatischer Dissoziation als psychischen Schutzmechanismus. Zum anderen liegt der Fokus auf der Beziehungs- und Kontaktgestaltung. Der Umgang auch mit „schwierigen“ Klient*innen soll durch diese Grundlagen für die Teilnehmenden leichter werden.
Dozentin: Claudia Ehlert, Soziologin, M. A., Supervisorin (DGSv) und Fortbildnerin mit Schwerpunkt Psycho-Traumatologie und Trauma-Pädagogik
4. Modul: Beziehungsdynamik zwischen Betreuer*in – Betreute
Schulung von Beziehungsgestaltung unter Einbezug von Übertragung und Gegenübertragung
Beziehungen zwischen professionellen Betreuer*innen und Klient*innen spielen in stationären Einrichtungen eine zentrale Rolle. Im Idealfall wirken sie sich positiv auf die Entwicklung der Klient*innen aus. In diesem Modul soll es um die professionelle Gestaltung der betreuenden Beziehung gehen. Es sollen Kompetenzen zur Beziehungsgestaltung vermittelt werden und für Beziehungsprozesse sensibilisiert werden. Nach der Erläuterung des Konzeptes von Übertragung und Gegenübertragung wird die Wahrnehmung und Arbeit mit den eigenen Gefühlen als Mittel zum Verständnis der Gefühlswelt des Jugendlichen vermittelt. Es wird herausgearbeitet wo die Gefahren der Verwicklung in dysfunktionale Beziehungsdynamiken besteht und wie man diese vermeiden kann. Durch angemessene Distanz wird der Überblick behalten und Raum für die eigene Psychohygiene geschaffen, damit eine professionelle Beziehung gestaltet werden kann. Anhand von Fallbeispielen der Teilnehmer*innen findet ein Transfer in die Praxis statt.
Dozentin: Dr. Sylvia Siegel, Diplom Psychologin, Gestalttherapeutin, Supervisorin
5. Modul: Suizidalität im Jugendalter
Hintergrundwissen zu Suizidalität und Handwerkszeug zum Umgang
Suizidalität ist ein häufiges Thema vieler junger Menschen im Jugendalter. Nicht das „sterben wollen“, sondern der Hilferuf und das „so nicht mehr weiterleben können“ stehen als Motive hinter den Gedanken und Taten. Es kommt gerade bei Mädchen überdurchschnittlich häufig zu Suizidversuchen. Bei männlichen Jugendlichen steht der Suizid als zweithöchste Todesursache nach Unfällen in den Statistiken. Das Seminar soll die Angst vor dem Umgang mit suizidalen Jugendlichen nehmen. Durch die Vermittlung von Hintergrundwissen zur Suizidalität und Handwerkszeug zum Umgang mit suizidalen Krisen soll den Teilnehmer*innen mehr Sicherheit gegeben werden. U.a. werden Signale und Alarmzeichen erläutert und eine hilfreiche Gesprächsführung wird geübt.
Dozentin: Sibylle Löschber, Diplom Psychologin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Beratungsstelle neuhland
6. Modul: Psychische Störungen im Jugendalter
Entstehung, Erscheinungsformen, Verstehen von psychischen Störungen
Viele Jugendliche in den Einrichtungen sind mit psychischen Störungen belastet. Diese verändern das Erleben und Verhalten des Klientels und stellen uns Betreuende vor Fragen im Umgang damit. Durch das vermittelte Hintergrundwissen sollen die Teilnehmer*innen in die Lage versetzt werden, Erleben und Verhalten der Jugendlichen zu verstehen, eine gute Antwort darauf zu finden und sicherer mit den Erscheinungsformen der psychischen Störungen umzugehen.
Neben einer kurzen Einführung zu den Störungsbildern Angststörungen, Depressionen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen (emotional instabile PS), Essstörungen, Störungen des Sozialverhaltens, Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ ADHS) und Psychosen (Schizophrenien) und deren Entstehung beinhaltet das Fortbildungsmodul schwerpunktmäßig Antworten auf folgende Fragen: Wie können die betroffenen jungen Menschen und ihre Symptomatik verstanden werden? Wie können diagnostische Beschreibungen (Z. B. Klinikberichte) „übersetzt“ werden? Welche Herangehensweisen können förderlich für die Entwicklung der jungen Menschen sein? Welche sind besonders schwierige Betreuungssituationen? Wie sind die Reaktionen und Gefühle der Betreuenden und was kann unterstützend sein?
Dozentin: Gergana Karaboycheva, Ärztin, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes - und
Jugendalters, Universitätsmedizin Charité
7. Modul: Krisenintervention, Gewalt, Deeskalation
Handlungsfähig bleiben in der Krise, Deeskalationsstrategien
Immer wieder gehen Jugendliche in unseren Einrichtungen durch mehr oder weniger schwere Krisen. Manchmal sind diese auch begleitet von Gefühlen der Verzweiflung und des nicht-mehr-weiter-Wissens. Zur Begleitung der Jugendlichen ist es erforderlich, Inhalte und Methoden der Krisenintervention zur Verfügung zu haben. Auch die Einschätzung darüber, wie akut die Krisen sind und der sichere Umgang damit gehören zum notwendigen Handwerkszeug der Pädagog*innen. In diesem Modul sollen Kenntnisse vertieft und über Handlungsstrategien gearbeitet werden.
Ein weiteres wichtiges Thema sind die Androhung und mögliche Ausübung von Gewalt. Hier liegt der Fokus in der vorausschauenden Vermeidung von Eskalationen durch Deeskalationsstrategien. Welche Grundhaltungen sind hilfreich und was muss ich tun, um deeskalierend zu wirken und zu handeln? Welche Warnhinweise gibt es für Eskalationen? Wie kann ich rechtzeitig eingreifen? Diese und weitere Fragen begleiten uns an diesem Tag.
Dozent: Helmut Elle, Diplom Sozialpädagoge, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut
8. Modul: Gruppendynamik und Arbeit mit der Gruppe
Den Gruppenkontext in der Einrichtung als Arbeitsmittel verstehen und nutzen
Auch wenn die Jugendlichen, die in der TWG leben, als Einzelne mit ihren besonderen Fragestellungen und Problematiken gesehen und betreut werden, so leben sie in der TWG zugleich in einer Gruppe. Für viele ist gerade der Kontakt und das sich-in-Gruppen-bewegen eine zentrale Schwierigkeit ihres Erlebens, die sie oft nur schwer bewältigen können. Die Arbeit mit der Gruppe der Jugendlichen ist eine unvermeidbare Aufgabenstellung für die einzelnen Betreuer*innen und das Team – das ebenfalls eine Gruppe ist. Prozesse der Gruppendynamik wahrzunehmen und die Arbeit mit der Gruppe als aktiven Prozess zu gestalten, sich selbst als Teil der Dynamik in Betracht zu ziehen, bildet eine Grundlage auch für die Arbeit mit den einzelnen Jugendlichen und soll in diesem Modul vermittelt werden.
Dozent: Claus-Peter Rosemeier, Diplom Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Leiter der Koralle – therapeutische Wohngruppen im PFH
9. Modul: Transfer in die Praxis
Besprechen offener Fragen, Übertragung des Erfahrenen in die Praxis, Abschluss
Durch die gemeinsame Weiterbildung über 8 Seminartage haben die Teilnehmenden sich besser kennengelernt, gemeinsame Erfahrungen gesammelt, sich ausgetauscht und eine Arbeitsgruppe gebildet. Wir möchten zum Abschluss der Weiterbildung einen Rahmen zur Verfügung stellen, um das Gelernte und Erfahrene in dieser Gruppe in die Praxis zu übertragen. Ein erfahrener Kollege aus der Jugendhilfe wird den Tag moderieren. Der Austausch wird durch supervidierte Fallarbeit geschehen. Die Fälle sollen von den Teilnehmenden eingebracht werden. So kann das Gelernte vertieft werden, Fragen können bearbeitet und offen Gebliebenes benannt werden.
Dozent: Eckhard Flöring, Diplom Sozialpädagoge, Gestalttherapeut
Veranstaltungsort:
Nikolsburger Platz 6, 10717 Berlin
Die Termine können nur zusammen gebucht werden.
Kosten der Weiterbildung:
1.665€
Ansprechpartnerin:
Oksana Schäfer
Telefon (030) 417 28 39 55
Telefax (030) 417 28 39 45
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